Rottweil - Mittelalterliches Ambiente an der Uhrenstraße

Nur unweit südlich gelegen von der Landeshauptstadt Baden-Württembergs Stuttgart liegt die Stadt Rottweil. Mit knapp 25.000 Einwohnern erscheint die Stadt vergleichsweise übersichtlich, fungiert allerdings seit den 1970er Jahren als Kleinstadt und ist heute das Mittelzentrum für die umliegenden Kreise und Gemeinden. Malerisch gelegen am Neckar folgt südlich der Stadt nach kurzer Distanz schon der Bodensee und die Schweizer Grenze.

Bereits seit dem ersten Jahrhundert vor Beginn unserer Zeitrechnung wurde die Stadt als römische Siedlung unter Kaiser Vespasian als Municipium gegründet mit dem Namen Arae Flaviae. Sie blieb bis zum Ende der römischen Herrschaft die einzige Siedlung der Besatzer im Gebiet des heutigen Baden-Württembergs. Die Anzahl der Bewohner blieb stets relativ gering und das ursprünglich abgesteckte Stadtgebiet wurde nie vollständig bebaut. Auch dem Ziel der Stadtgründung konnten die Römer nicht nachkommen, schließlich sollte die Stadt als Vorposten zur weiteren Ausdehnung des Reiches nach Norden dienen. Diese unerreichte Funktion zusammen mit der relativ ungünstigen Lage der Stadt bewirkte nach dem Rückzug der Römer einen regelrechten Niedergang der Stadt. Die Siedlung schrumpfte und die Nutzung des offiziellen römischen Namens wurde aufgegeben.
 
Die ursprünglich nachträgliche Lage erwies sich während des Mittelalters als Vorteil für die Entwicklung der Stadt am Neckar. Hier wurde ein wichtiger alemanischer Herzogshof eingerichtet. Ab 771 berichten Urkunden, dass Rottweil nicht nur der Standort eines Königshofs war, sondern ebenso ein Verwaltungs- und Gerichtssitz. Aus dieser Zeit stammt auch der heutige Name der Stadt. Der ursprünglichen Siedlung folgend wurde die Stadt allerdings im Hochmittelalter an anderer Stelle neu gegründet. Das Herrschergeschlecht der Staufer ließ die Stadt nach dem so genannten Mehringer Muster ungefähr zwei Kilometer westlich der ersten Siedlung errichten. Die vierteilige Gliederung der Stadt durch das dominierende Straßenkreuz und die repräsentativen Bauten sind seit dem 16. Jahrhundert erhalten und prägen bis heute das Zentrum der Stadt. Wichtig für Rottweil waren übrigens auch die Bündnisse zu anderen Städten und Nachbarn. Insbesondere die Beziehungen zur nahe gelegenen Schweiz waren von politischer und wirtschaftlicher Bedeutung für Rottweil.
 
Vor allem aufgrund der mittelalterlichen Zeugnisse ist die Stadt an der Grenze zwischen dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb nicht nur einen kurzen Besuch wert. Wer entlang der Deutschen Uhrenstraße unterwegs ist, die durch einen Teil des Schwarzwaldes bis in die Baar verläuft und Rottweil kreuzt, sollte die Stadt besuchen. Als Zeugnis der traditionellen Uhrenherstellung in dieser Region können im öffentlichen Stadtraum eindrucksvolle Zeugnisse dieses alten Handwerks bewundert werden. Doch nicht nur diese ortstypische Besonderheit in der Form von Turm- und Sonnenuhren macht einen Besuch der Altstadt lohnenswert. Denn die besonders gut erhaltenen Stadthäuser sind in ihrer Anzahl und Gestaltung einzigartig in dieser Gegend. Es handelt sich dabei zum großen Teil um so genannte traufständige, aufwändig mit Erkern versehene Bürgerhäuser, die vom ehemals wirtschaftlichen Reichtum der Erbauer zeugen. Auch Teile der mittelalterlichen Befestigungsanlagen sind erhalten geblieben. Dazu gehört neben Mauerresten auch die Hochbrücke. Zu besichtigen sind dabei der Pilgerturm, der Pulverturm, der Hochturm und das Schwarze Tor im Zentrum der Stadt. Aber auch die vielzähligen Kleindenkmale in Form von Straßenbrunnen laden zu Entdeckungen ein, wobei immer noch nach zugeschütteten Brunnenanlagen gesucht wird, um diese wieder freizulegen.
 
Doch nicht nur für Architektur und Stadtgeschichte ist die ehemalige Freie Reichsstadt bekannt. Besucher strömen im Frühjahr nach Rottweil, um dem bunten Treiben während der schwäbischen Fasnet beizuwohnen. Dabei ist der Rottweiler Narrensprung durch das Schwarze Tor am Fasnetsmontag der Höhepunkt der jährlichen Feierlichkeiten.
 
Neben historischen Profan- und eindrucksvollen Sakralbauten ist Rottweil allerdings nicht in der Vergangenheit stehen geblieben. Zahlreiche moderne Veranstaltungen reihen sich harmonisch in das mittelalterliche Ambiente ein, dass durch altehrwürdige Bildungseinrichtungen und anschauliche Museen kulturell abgerundet wird. Die alte Stadt Rottweil wird Besuchern deshalb nicht nur als Namensgeber der beeindruckenden Hunderasse bekannt sein.
 
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