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Kiel - Die nördlichste Großstadt der Republik

Kiel Schleswig-Holstein Deutschland


Mit mehr als 240.000 Einwohnern gehört die Landeshauptstadt Kiel zu den zahlreichen deutschen Großstädten, zu denen alle Städte mit mehr als 100.000 gemeldeten Bewohnern zählen. Seit jeher verkehrsgünstig an der Ostsee in der Kieler Förde gelegen verdankt sie ihren wirtschaftlichen Status der am meisten befahrenen künstlichen Wasserstraße weltweit. Denn genau hier verläuft der Nord-Ostsee-Kanal und verbindet somit ideal die beiden Weltmeere mit einer schiffbaren Passage. Doch nicht nur der Seehafen und der damit verbundene Marinestützpunkt haben die ehemalige Hansestadt zu internationaler Bekanntheit geführt. Nicht zuletzt wegen der alljährlich stattfindenden Kieler Woche wurde die Stadt bekannt, bei der Besucher aus Nah und Fern eine großartige Show verschiedener Schiffe bewundern können.

Das exakte Datum der Stadtgründung Kiels ist nicht bekannt. Zwischen den Jahren 1233 und 1242 wurde sie Seitens der Grafenfamilie von Holstein offiziell als Stadt gegründet und erlangte schlussendlich das lübische Stadtrecht. Die Attraktivität der Stadt beruht auf ihrer geografisch exponierten Lage. Deshalb waren politische Bestrebungen darauf ausgelegt, für das Herrschaftsgebiet Sachsen einen schiffbaren Seehafen zu etablieren. Weil das Stadtgebiet politisch gesehen dem dänischen Gebiet zuzuordnen war, wurde Kiel an dieser exakten Stelle als Planstadt errichtet, um den Herrschaftsanspruch der holsteinischen Grafen zu sichern und das Areal somit unbestreitbar an das Heilige Römische Reich zu binden.
 
Obwohl die Stadt an der Ostsee bereits knapp 40 Jahre nach der Gründung der Hanse beitrat, konnte nur wenig wirtschaftliches Wachstum aufgrund dieser Allianz erreicht werden. Ganz im Gegenteil wurden der Stadt die Privilegien der Hanse im Jahr 1544 wieder entzogen. Vielmehr verdankt die Stadt Kiel ihren wirtschaftlichen Status dem so genannten Kieler Umschlag. Dabei handelte es sich um eine Art Wirtschaftswoche, während der intensive Handelsgeschäfte getätigt wurden. Im Anschluss daran fand seit mindestens 1469 ein großes Volksfest statt, dass die Aktivitäten der Handelswoche auch für das „normale“ Volk attraktiv machte. Doch entgegen vieler erfolgreicher Handelsstädte konnte Kiel niemals sicher seinen autarken Stadtstatus behalten. Insbesondere politische Machtspiele, in deren Verlauf Kiel und damit auch Schleswig-Holstein zeitweise wieder Dänemark angegliedert wurden, setzten der Stadt zu. Auch die Einrichtung der bedeutenden Christian-Albrechts-Universität 1665 konnte keine gemäßigten Entwicklungen herbei führen, so dass die Stadt erst viel später, ab etwa 1900, erstmals mehr als 100.000 Einwohner zählen konnte.
 
Zu besonderer Bedeutung gelangte Kiel aufgrund des Hafens, der seit 1864 als Marinehafen und seit 1871 als Reichskriegshafen eingerichtet wurde. In der Zeit des Nationalsozialismus konnten in Kiel die mit Abstand meisten Einwohner verzeichnet werden. Etwa 306.000 Menschen lebten aufgrund der enormen Aufrüstungsaktivitäten in der Stadt. Politisch unabhängig wurde die kreisfreie Stadt erst nach dem zweiten Weltkrieg. 1946 veranlassten die britischen Besatzer, dass Kiel zur Landeshauptstadt der vormaligen preußischen Provinz Schleswig-Holstein wurde.
 
Dass die turbulente Geschichte Kiels sich nicht nur aus Geschichtsbüchern erschließt, sondern auch in gebauter Gestalt sichtbar ist, macht die Stadt ausgesprochen interessant. Die Planstadt zeichnet sich dadurch aus, dass zentral ein Marktplatz angelegt wurde, von dessen Eckpunkten sich sternförmig acht Straßen rechtwinklig zueinander ausbreiten. Die größten städtischen Ausdehnungen fanden während des 18. Jahrhunderts statt, was sich bemerkbar macht an den repräsentativen Bürgerhäusern der Vorstadt. Doch das rasante Wachstum führte auch dazu, dass die planmäßige Ordnung aufgehoben wurde. Aus diesem Grund wurden während der NS-Zeit umfangreiche stadtplanerische Umgestaltungen vorgenommen, um das „Durcheinander“ wieder zu ordnen.
 
Inwiefern die städtebauliche Reaktion auf die Zerstörungen des zweiten Weltkrieges gut oder schlecht zu bewerten sind, sei dabei den Experten überlassen. Jedenfalls wurde auf die Rekonstruktion der historischen Bausubstanz verzichtet, zugunsten einer „modernen Stadt“. Wenngleich dieses Ergebnis vielfach als wenig ansprechend bezeichnet wird und zu dem Versuch führt, das alte „Gesicht“ der Stadt wieder zu beleben, besticht Kiel durch eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten und kulturellen Einrichtungen, die die Stadt beleben. Man kann also festhalten, dass Kiel auf eine turbulente Geschichte zurück blicken kann, bei der man gespannt sein darf, wie sie sich zukünftig entwickeln wird.
 
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